Fujitsu Lifebook S7220

Ich hab ein altes und sehr gut erhaltenes Notebook von Fujitsu, das Fujitsu Lifebook S7220 , Jahrgang 08/2009 in die Hand gedrückt bekommen – mit der Aussage “hier, vielleicht kannst Du ja was mit dem alten Ding Anfangen”.

Da ich zu der Zeit kein eigenes (privates) Notebook hatte, wollte ich das für meine privaten Sachen nutzen wenn ich auf Reisen bin. Also, Antergos Live-USB-Stick geschnappt (2018.11) und installiert. Hier nun ein paar Settings, die ich nach der Installation noch konfiguriert habe, sowie mein persönlicher Eindruck mit einem 10 Jahre alten Notebook.

Lifebook S7220 Hardware
Das System stammt aus dem Jahr 2009 und war damals ein ziemlicher Renner. Heute (12/2018) kann man glauben, dass das System keinen Fisch vom Teller zeiht, doch man sollte sich nicht täuschen lassen. An dieser Stelle aber erstmal ein paar grundsätzliche technische Daten:

  • CPU: Intel Core2Duo P8700@2.53GHz (Penryn), 3MB L2-Cache
  • System: Intel ICH9/ICH9M-Chipset Family
  • RAM: 4GB DDR3, 1066 MHz, 2 x SODIMM 2GByte (Update 01.2019: 2x4GB auf insgesamt 8GByte)
  • Graphics: Intel iGPU Mobile 4 (GM45/i915/GMA 4500MHD)
  • Disk: alte Samsung SATA SSD gefunden, 110GB
  • Display: (LVID) 1440×900 LCD
  • Sound: Realtek ALC269
  • LAN: Marvell Onboard PCI-E 88E8055
  • WLAN: Intel WiFi Link 5300
  • Sonstiges: PCMCIA-Port, UMTS-Card (Sierra Wireless MC8790), MMC/SD-Controller, DVD-Drive
  • BIOS: letztverfügbares v1.15 (08.2009)

Der 14-Zöller besitzt verschiedene Wartungsschächte, so dass Speicher und Platte anstandslos getauscht werden kann. Drei USB2.0-Port sind vorhanden (links wie rechts), und 3.5mm-Klinkenbuchsen an der Front. Entgegen der damaligen Celsius-Workstations (H2xx-Series) sind es reine Analog-Ports. Der ‘PCMCIA’-Slot befindet sich ebenfalls links, rechts findet sich noch der Modem-Anschluss. Ein SecCard-Slot und der Laufwerksschacht (CD/DVD), der aber auch einen weiteren zusätzliche Akku aufnehmen kann.

Basis-Installation via USB mit Antergos 18.11
Die verlief einfach: Via USB-Stick das Live-System starten, warten bis der Installer die Updates aus dem Netz gezogen hat und dann Installation triggern. Da das Lifebook kein UEFI-System ist, gibt es auch dahingehend keine Probleme. Antergos erkennt so ziemlich alles was nötig ist, um das System sauber aufzusetzen. Als WM/DE habe ich XFCE gewählt. Zum einen ist das mein persönlicher Liebling, zum anderen bietet es sich für ältere/schwächere Hardware an.

Anpassungen Systemeinstellungen
Ich gehe nicht auf die Feineinstellungen der Optik (XFCE) ein, sondern auf die Systemkonfiguration an sich mit Hauptaugenmerk auf die CPU-Kühlung.
Im Inneren des S7220 schlägt mit dem 25W-Prozessor P8700 mit 2.5GHz eher eine Heizplatte, das thermische Gleichgewicht fällt hier nicht so prickelnd aus, wenn ich mir den lärmenden Lüfter so anhöre. Unter Windows 10 (1803) hatte der CPU-Lüfter mehr Drehzahl (auch bei ruhendem Desktop) als Pausezeiten. Nach der Basisinstallation von Linux verhielt sich das S7220 nicht viel anders. Der Lüfter lärmt obwohl das System keine Aufgabe hat.

Erster Step war also, mittels lm-sensors das System kennen zu lernen. Nach einem ”sensors-detect” weiss das System und ich auch schon mehr.
Mit TLP habe ich dann die Feineinstellungen für das Energie/PowerManagement vorgenommen. Im Grunde sage ich dem System nur, takte die CPU sehr konserativ herunter und fahre nur bei Last hoch, die CPU-Lüfterdrehzahl wurde nicht extra konfiguriert. Folgende Config führt zu einem soliden Ergebnis (nur Änderungen aufgeführt, der Rest ist Standard):

 CPU_SCALING_GOVERNOR_ON_AC=conservative
 CPU_SCALING_GOVERNOR_ON_BAT=powersave
 .
 .
 CPU_SCALING_MIN_FREQ_ON_AC=800000
 CPU_SCALING_MAX_FREQ_ON_AC=2534000
 CPU_SCALING_MIN_FREQ_ON_BAT=800000
 CPU_SCALING_MAX_FREQ_ON_BAT=2534000

Nicht vergessen werden darf das Alter und damit die dahinterstehende Technik des Systems. Viele Funktion des APMs sind nur mit Einstellungen für die pre-Core i-Zeit vorzunehmen. Mit

[user@host~]# watch grep \"cpu MHz\" /proc/cpuinfo

und um dazu noch die Temperatur anzuzeigen

[user@host~]# watch -n 1 sensors

kann einfach die Taktfrequenz und die Temperatur der CPU in der Console ausgegeben werden. Bei mir aktuell 800MHz bei ~38.0° Celsius. Damit bin ich sehr zufrieden für ein System diesen Jahrgangs.

Tearing bei Fullscreen-Video
Unter dem Lifebook S7220 hatte ich beim FullScreen-Streaming (ZDF) ein kleines, aber bemerkbares Tearing. Ich hab in ”/etc/X11/xorg.conf.d/” eine neue Datei namens ”20-intel.conf” erstellt. Inhalt:

[user@host ~]# cat /etc/X11/xorg.conf.d/20-intel.conf

Section "Device"
  Identifier	"Intel Graphics"
  Driver	"intel"
  Option	"TearFree" "true"
EndSection

Dadurch scheinbar unter Kontrolle bekommen. Zumindest fällt mir kein Tearing mehr auf.

Nicht getestet
Einige Funktionen habe ich nicht getestet (mangels Lust & Laune oder weil es sich noch nicht ergeben hat):

  • UMTS
  • PCMCIA-Slots
  • MMC/SD-Slot Getestet: Läuft, max Datenträgergröße noch nicht bekannt.

Fn – Funktionstasten
Der aktuelle Linux-Kernel unterstützt die grundlegenden Fujitsu-Notebooks. Alle Features, die über die Funktionstaste (Fn) angesprochen werden, arbeiten wie erwartet (Display, Lautstärke). Das Applikation-Panel des Lifebooks habe ich nicht im Einsatz, es soll aber ein Tool unter Linux zum unterstützen geben.

Akku-Betrieb
Es ist noch der originale, zehn Jahre alte LiIon-Akku verbaut. Das System sagt mir, es würde ungefähr 2 1/2 Stunden laufen können, nach meinen ersten Tests würde ich eher auf eine Stunde tippen… Aber das stört mich auch nicht so sehr. Der mobile Betrieb ist nicht (mehr) die Hauptaufgabe des S7220. Ich will damit im Hotel oder der Geschäftswohnung einfach Netflix/Amazon schauen können, Mails erschlagen, Surfen. Das macht das S7220 bisher anstandslos mit – auch wenn der CPU-Lüfter sich beim Video-Streaming bemerkbar macht, kann man dabei dennoch einschlafen :) \
(Update 02.02.2019) Mittlerweile scheint sich das gute Linux und das S7220 angefreundet zu haben. Aktuell sagt mir das System bei mobiler Nutzung eine Laufzeit von fünf Stunden voraus. Ich bezweifel das, aber irgendwann werde ich das mal genauer testen :)

Letztes Wort
Ein zehn Jahre altes Notebook… Was macht man damit?
Der Arch/Antergos-Support ist mehr als gut. Ich als Linux-Newbie hatte mit der Grundinstallation keine Schwierigkeiten, das Feintuning beim Powermanagement ist für einen geübten Nutzer mit Google-Erfahrung auch machbar. Was mich freut, ist dass das Streaming funktioniert. Der Sound reicht locker fürs Hotelzimmer und übertönt den CPU-Fan :) Ja, der Lüfter ist immer präsent, aber bei weitem nicht so schlimm wie bei der Standard-Installation von Windows 10. Dazu sieht das alte Notebook optisch noch immer sehr gut aus. Das Schwarz-silberne Design mit der im hellen Computergrau abgesetzten Tastatur passt noch immer, und es ist sehr gut erhalten; keine Kratzer auf dem Gehäuse, im Display oder gar Brüche. Es sieht echt Top aus.
Ich denke, ich nehme es das nächste mal mit auf Reise. Das Gewicht mit etwa 2.2kg ist erträglich, aber nicht so wichtig für mich. Das S7220 liegt ja meistens im Kofferraum oder auf dem Gästetisch…


Update 02.02.2019
Ich hab durch Zufall das System auf 8GB RAM hochrüsten können. Nicht, weil es nötig war (Arch kam auf dem Gerät noch nie an die 2GB-Grenze vom Bedarf), sondern einfach weil der Speicher ‘übrig’ war. Lieber 8GB im Notebook als in der Schublade :). Entgegen der Aussage der Links auf die Fujitsu-Site läuft das S7220 auch jenseits der 4GB RAM. Die zwei 4GB-DDR3-Module von Samsung, die nun im Lifebook werkeln, werden anstandslos vom BIOS und System erkannt, und bisher gibt es auch kein merkwürdiges Verhalten (Systemabstürze, Grafikfehler oder ähnliches).

WLAN-Sorgen
Der NetworkManager zickt mal wieder rum. Für mich ist weder das S7220 noch Arch/Antergos der Schuldige, sondern der NetworkManager. Meine Erfahrungen mit dem Tool sind, nunja, sagen wir: Semi-Geil, im NM wird das WLAN eingetragen, alle Settings sind korrekt und dennoch wird keine Verbindung aufgebaut. Ich trigger das im Moment über die Console mit:

[user@host ~]# nmcli connection up $WLANNAME

Das irritierende ist, das wenn es ein-, zweimal per Console aufgerufen wurde, der NetworkManager sich danach auch automatisch mit dem WLAN verbindet. Ich werde der Sache nochmal nachgehen um herauszufinden, wo es hakt.

Schwuppzidität
Nach vier Wochen Arbeit mit dem Notebook kann ich zwei Dinge bestätigen:

  • für’s tägliche arbeiten reicht ein Core2Duo P8700 absolut aus, wenns ‘drum herum’ stimmt
  • es gab bisher nur einen Moment, wo ich auf das Notebook warten musste

Das ‘drum herum’ ist eigentlich die Peripherie. Mit einer SSD und mindestens 4GB RAM macht das System alles an alltäglichen Aufgaben mit: Browser, Mail, VideoStreaming, Musik, Office (Libre). Ich hatte einen Hänger beim Vivaldi auf der Intel-CPU-Datenbank (ark.intel.com), als ich die Ergebnisliste in der Compare-Rubrik neu sortiert habe. Da gingen beide Kerne auf 100% Last und es dauerte bestimmt eine Minute, bis sich Vivaldi wieder gefangen hat. Trat aber bisher nur einmalig auf. Normalerweise ist die ARK-Datenbank von Intel aber kein Problem für das Lifebook. Wer weiss, was da hing…

Im Büro steckt das S7220 in einem Port-Replikator mit angeschlossenem FullHD-Monitor und weiterem Zubehör samt AudioLink über die 3.5mm Klinke. Auch bei FullHD macht die Onboard-Grafik keine Probleme, alles läuft angenehm flüssig, wobei das Notebook zugeklappt ist und nur der externe Monitor befeuert wird. Multi-Monitorbetrieb hatte ich noch nicht im Einsatz. Das ist aber auch das grösste Handicap: Die Intel-Grafik macht maximal 1920×1200 Pixel mit, bzw. selbst wenn diese höhere Auflösungen unterstützt, gibt es keine Möglichkeiten sie zu nutzen. Es gibt nur VGA und DVI-Ausgänge, und auch letzterer liefert nicht mehr als 1920×1200 bei 60Hz.

Beim Streamen von Netflix mit Vivaldi pendelt sich der P8700 nach ein paar Minuten bei 800MHz bei ~45° ein, dementsprechend Leise bleibt das System bei LID-Nutzung (also das TFT des Notebooks und keine externe Anzeige angeschlossen). Finde ich beeindruckend, ich hab deutlich mehr Leistungsbedarf und dadurch auch mehr Lärm durch den Lüfter erwartet.

Alltagseinsatz
Das Lifebook ist aktuell täglich zu üblichen Werkszeiten im Einsatz, zzgl. privater Nutzung am Abend, hat also schon ein wenig was zu Leisten. Das S7220 verrichtet unauffällig seinen Dienst, das leise Lüfterrauschen fällt nur noch auf, wenn man drauf achtet. Im Alltags-/Bürolärm geht es unter, bzw. wird nicht wahrgenommen. Der Sound reicht fürs Hotel, die Folien-Tastatur ist üblich für ein höherwertiges Notebook seiner Zeit. Nach etwas Gewöhnung im Anschlag ist schnelles und sauberes Schreiben möglich.

Der Einsatz als RDP-Client (via Remmina) bei lokalen Display ist absolut Klasse, selbst Youtube-Videos im Fenster lassen sich ansehen (war nur ein Test :) ). Auch X-Sessions auf andere Linux/BSD-Systeme sind kein Problem von der Arbeitsspeed her. X- wie auch RDP-Sitzungen über den externen FullHD im Vollbildmodus hab ich noch nicht getestet, sehe da aber auch keine Probleme zum Onboard-Display des Lifebooks (1440×900 vs 1920×1080 sind jetzt nicht so ein großer Unterschied).

Das Display beim Streamen muss genauer ausgerichtet werden, da es in der Vertikalen beim Blick von unten her recht Blickwinkelabhängig ist. Seitliche Sicht ist nicht so sehr das Problem. Das fällt mir aber nur auf, wenn ich in der Falle liege und mich durch den Stream berauschen lasse – aber einmal ausgerichtet ist alles gut.

Was ich nicht nutze, sind die “Schlafenlegen”-Funktionen. Zum einen, weil meine Erfahrungen damit (auch und gerade unter Windows) nicht so berauschend sind, und zum anderen weil das Notebook mit Linux für mich schnell genug startet, das es mir persönlich egal ist. Das durchlaufen des BIOS dauert bald länger als das Booten von Linux, vom einschalten bis zum Desktop ~25 Sekunden. Damit kann ich Leben.

Zusammenfassend (03.02.2019)
Der Einsatz eines zehn Jahre alten Notebooks wird nicht in einer Dauerwarteschleife enden. Es kommt auf den geplanten Einsatz an – wie bei jedem anderen und selbst jüngeren Notebook auch. Wie schon mehrfach angedeutet, ist das Lifebook für alltägliche Aufgaben gut gerüstet. Selbst als Non-Gaming Desktop-Ersatz ist das Lifebook noch nutzbar – wohlgemerkt in einer DockingStation/PortReplikator mit extern FullHD-Monitor, Maus & Tastatur. Die täglichen Dinge wie Musik, Streaming, Mail, Browser mit 15 Tabs und den ganzen Messengern – alles wird gut vom System abgearbeitet. Wirklich warten musste ich bisher erst einmal auf das Notebook (siehe oben) und einfache Bildbearbeitung mit GIMP ist durchaus möglich. Es stellt jedes mir bekannte Netbook deutlich in den Schatten. Wer allerdings einen 4K-Monitor sein eigen nennt und das S7220 an dem betreiben will, wird enttäuscht. Mehr als 1920×1200 sind nicht drin, den Einsatz von zwei Displays, bzw. den LID und einen externen Monitor wurde noch nicht getestet (aber irgendwann nachgeholt).